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Tom Liwa & Florian Glässing - Lopnor

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23 Jahre 3 Wochen her - 23 Jahre 3 Wochen her #8349 von Merivel
Tom Liwa & Florian Glässing - Lopnor wurde erstellt von Merivel
Über weitere Alben der beiden Herren würde Ich mich freuen

gruß
Merivel


56,9 MB freenet
Lame 3.91 --alt-preset extreme

Erscheinungsdatum: April 2002




“Es gibt einen deutschen Songschreiber, der mich mit jedem Lied erneut umhaut und mich wünschen lässt, ich wäre er (na ja, für zehn Minuten ...). Die Rede ist von Florian Glässing (...). Hier spricht die erste Generation, der Individualismus wieder per se unangenehm ist, über Nähe, Distanz und die Option auf die Aufhebung von beiden.“ Das hat Tom Liwa im Frühjahr 2000 im Intro geschrieben. Bereits auf “St. Amour“ war Liwas Interpretation von Glässings Song “Zuhause“ zu hören und fast selbstverständlich erschien Glässings erste Veröffentlichung “Wintersonnenwende“ auf der von Liwa zusammengestellten Kompilation “Paradies der Ungeliebten“. Vor ein paar Jahren haben sich die beiden kennengelernt, haben live und privat zusammen gespielt, sind, so hört man, Freunde geworden. Man möchte, durch “Lopnor“ mutig geworden, ein lange ungenutztes Wort wie “Seelenverwandtschaft“ aus dem Schrank holen. Dass die beiden einige Songs aufgenommen hätten, erwähnte Liwa im letzten Sommer beim Interview so ganz nebenher. So hat mich “Lopnor“ letztlich doch überrascht. “Und ich will aufrichtig sein“, heißt es nach circa einer Minute programmatisch. Spätestens jetzt dürfte klar sein, dass man zur Beschreibung dessen, was hier zu hören ist, auf Qualitäten zurückgreifen muss, die im Stahlbad der dreimal dialektisch verschwurbelten Identitätskonzepte, der subversiv gemeinten, jedoch im Zeitalter von Harald Schmidt längst funktionslos gewordenen Meta-Rollenprosa der Hamburger Schule ziemlich obsolet waren. Ich bin kein Anhänger blut-, schweiß- und tränengestärkter Authentizität. Mag sein, dass “Lopnor“ Genremalerei ist, mag sein, dass manchem das, was hier verhandelt wird, “peinlich“ anmutet, vielleicht auch narzisstisch. Mag auch sein, dass mich heute abend mein Erinnerungsvermögen täuscht, aber beim Hören dieser sehr intimen, so bescheiden wie prägnant arrangierten Songkollektion (besser: Liedersammlung) musste ich an “Astral Weeks“, an “Hejira“, an Nick Drake, Neil Young und Tim Hardin denken, nicht jedoch an irgendein deutschsprachiges Album. Noch nie hat mich ein deutschsprachiges Album bislang an diese Namen denken lassen. Und ich musste an diese Namen nicht etwa denken, weil “Lopnor“ ein billiger oder böser Rip-off wäre (in dieser Traditionslinie kann ein Rip-off eh nicht “billig“ sein!), sondern nur, weil ich versuchte, dass, was es hier an Intonation, an Instrumentierung, an Arrangement, an Atmosphäre, an Text zu hören gibt, in Zusammenhänge zu rücken, die etwas von dem Gefühl vermitteln, das dieses Album wie einen frischen Luftzug erscheinen lassen. Als würde man plötzlich Dinge auf den Punkt gebracht wissen (nicht nur durch Texte, sondern durch Worte und Klänge!). Dies ist ein sensationelles Album. Punkt. Jetzt wird erst mal kräftig durchgeatmet. Relativieren können wir später. Die Fähigkeit, “ich“ zu sagen, ohne gleich rot zu werden ...
Autor:Ulrich Kriest



Liwa zeigt sich im Moment wieder extrem produktiv, dabei scheint er aber auch die Facetten seines Könnens ausloten zu wollen. Gab uns Evolution Blues den Liwa, den man kennt und schätzt, lieferte uns No Existe das Bild des kraftvollen Rock-Musikers und Band-Dieners, der per Schwung & Groove das Publikum von der Bühne her mitzureissen weiß. Mit seinem Bruder im Geiste Florian Glässing liefert er jetzt das zartetste, poetischste Album der vergangenen zehn Jahre ab. Zwei Liedermacher, die sich die Kompositionsaufgaben für dieses Album brüderlich teilten, sich musikalisch auf zwei Gitarren und ihre Stimmen verlassen, nur ab und zu ein Klavier, mal auch ein Cello (Tobias Petake) oder ein Keyboard (Jürgen Dahmen) gestatteten.
Leise Töne, schwebende Harmonien und ohrenschmeichlerische Melodien bestimmen die Atmosphäre, der Gesang ist weich und warm, eckt nicht an und erinnert zum Teil auch an die Kings Of Convenience oder andere Künstler, die derzeit dem New Acoustic Movement zugeteilt werden. Die Lieder sind Lieder, keine Experimente, in der Ruhe liegt die Poesie und die Kraft, die dieses Album zu etwas Besonderem werden läßt. Die Wortbilder, die Liwa und Glässing entwerfen, sprühen vor lyrischen Zauber und würden auch ohne die Musik berühren. So schleichen sie sich direkt ins Herz.
Letzte Änderung: 23 Jahre 3 Wochen her von Merivel.

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