Granfaloon Bus

Hi Leute,


ein wunderbares neues Album der Freunde verzögerter Langsamkeit!

Granfaloon Bus - Lucky Curtains 2003

Da ist sie wieder: eine der sympathischsten Bands der Welt. Diese vier freundlichen Menschen, die sich einfach auf eine Bühne stellen und mit enormer Freude ihre skurrilen, knarzigen Songs spielen, als wäre jeder einzelne ein Lieblingssong des Publikums, und sie, die Band, würde sich enorm freuen, gerade diesen jetzt zu spielen. Und man glaubt ihnen, man freut sich auch und ganz schnell wird man zu einem jener vom Rest der Welt unverstandenen Fans, die sich über jeden noch so komischen Ton freuen.

Dabei fällt es auf den ersten Blick ziemlich schwer, rein aus der Musik das Reizvolle heraus zu suchen. Oberflächlich gesehen, sind GRANFALOON BUS alles andere als eingängig, die Melodien holpern und stolpern auf ihrem Weg zu nicht vorhandenen Refrains, harmonische Ansätze verenden schnell in eigenartigen Klängen von singenden Sägen, seltsam verfremdeten Harmonikas, Pedal Steels auf Acid, Drums, die aus der Echokammer von LEE PERRY zu kommen scheinen, und über all dem knödelt FELIX CONSTANZA eigenartige Texte jenseits eines offensichtlichen Bezugs zum Song.

Wo steckt nun der Reiz dieses Gebrösels? Vielleicht hilft ein Vergleich: GRANFALOON BUS verhalten sich zu Indie-Country-Folk wie die SILVER JEWS zu PAVEMENT. Die SILVER JEWS gelten als Seitenarm von PAVEMENT, als der Teil, der sich mehr auf Traditionelles stützt, aber den dekonstruierenden Aufbruch PAVEMENTS noch in den Fugen hält und so wundersam kauzigen Country-Folk jenseits aller Konventionen zu basteln und immer noch mit beiden Beinen im Indie-Lager zu stehen.

Bei GRANFALOON BUS sind Dekonstruktion und Indie-Aufbruch keine Themen, die man sich anziehen müsste, sie scheinen direkt aus dem Zusammenbruch jeder Konvention noch die Teile zu retten, die zwischen seltsamen Geräuschen aus dem Nirgendwo noch als Wärme und Sympathie, als Eindruck und Intensität, als Story und Song transportieren, ohne offensichtlich so zu klingen. Also wie die SILVER JEWS aus dem konventionellen Abfall von PAVEMENT noch schöne Songs destillieren, scheinen GRANFALOON BUS aus den Trümmern von zerstörtem Country und Folk eigenartig unpassende Gebilde zu basteln, die erst mit Eindrücken grober Schönheit wie romantisch, traurig, träumend oder auch melancholisch einen Begriff finden können, der sie beschreibt – dann wird dieser Begriff vom Song aber auch ausgefüllt, mit allen Ecken und Kanten, mit unbeschreiblicher Sympathie.

Nun gut, hier spricht der Fan, vielleicht will man als solcher ja auch gar nicht richtig verstanden werden. Wollen GRANFALOON BUS verstanden werden? Ich glaube, man soll sich nur in ihrer Musik wohl fühlen, sich ein wenig verlieren und gerne auch häuslich einrichten. Gerne mit glücklichen Vorhängen am Fenster.

-thomas www.whirlypop.de/03_kw17/3.htm

Meine Empfehlung!

Gruß

Heinz / [fkgm] heinz :slsk:



P.S.: Das Vorgängeralbum "Exploded View" hätte ich auch hier liegen. Wer noch etwas aus den früheren Jahren hat, darf mir gerne einen Hinweis geben.